Aus den Fugen geraten...

Aus den Fugen geraten...

Was beschäftigt uns? Was macht unser Leben aus? Womit haben wir zu kämpfen? Und wie können wir damit umgehen?

Mit dem übergeordneten Thema „Aus den Fugen geraten“ beschäftigten sich die 10. und 11. Klassen der evangelischen und katholischen Religion. Gemeinsam wurde, unter der Leitung von Frau Kasper und Frau Schuster, der diesjährige Schulgottesdienst, welcher erstmals seit 2 Jahren wieder stattfand, gestaltet. Bereits eine Woche vor dem Gottesdienst trafen sich die Schülerinnen und Schüler für einen Vorbereitungstag in der Petri-Pauli-Kirche und im Gemeindehaus, um in den Gruppen: Predigt, Gebet, Musik, Technik und Kreativ unterschiedliche und vielfältige Aufgaben zu übernehmen und erste Ideen, Lieder und Texte zusammenzutragen. In der Musikgruppe, die von Herrn Balkenohl unterstützt wurde, ging es nicht nur um das Auswählen der Liedtexte, wie „Das ist dein Leben“ (Philipp Dittberner), „Blessed Be Your Name“ (Matt Redman) oder „Möge die Straße“ (Sigrun Bankwitz), sondern vielmehr um das gemeinsame Singen, Proben und Einstudieren von Liedern, die musikalisch vom Klavier und von Gitarren, welche von Schülerinnen gespielt worden sind, unterstützt wurden.

Damit auch Besucher, Schülerinnen und Schüler des Gottesdienstes praktisch mit einbezogen werden, hat sich die Kreativgruppe zusammengefunden, um eine Aufgabe hierfür auszuarbeiten: Auf bunten Zetteln sollen die Besucher Dinge aus ihrem persönlichen Leben, die sie durcheinandergebracht, gestresst oder bewegt haben, sowie Lösungen, die sie wieder „in die Fugen bringen“, aufschreiben. Auf einer Pinnwand werden die vielen Gedanken dann gesammelt.

In unserer zunehmend unpersönlichen, digitalisierten und schnelllebigen Zeit vermittelt diese Aufgabe nicht nur das kurze Innehalten und Nachdenken über sich selbst, sondern auch das Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaft, indem man seine Gedanken und Gefühle anderen offenbart und sie daran teilhaben lässt. Ich denke, dass diese Kreativaufgabe die Menschen dazu anregt und motiviert auch mal loszulassen, um so seine Einsamkeit ein Stück weit zurückzudrängen. Auch die Predigtgruppe hat sich mit dem Kernthema „Aus den Fugen geraten“ beschäftigt und sich dazu die Fragen gestellt: Warum sind wir hier? Warum können wir hier sitzen und uns sicher und geborgen fühlen, während auf der Welt Menschen gezwungen sind, in Furcht, Trauer und Verzweiflung zu leben? Auf der Suche nach Antworten hat sich die Gruppe auf den Weg gemacht, die Spur des Psalm 121 zu verfolgen. Es wird angenommen, dass der Text von den Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem gesungen wurde. Der Psalm spricht die Gewissheit aus, dass Gott Tag und Nacht Schutz bietet. Wir alle pilgern auf unserem Wege, der sich Leben nennt. Es kann immer wieder geschehen, dass man von diesem Weg abkommt. Die Hoffnung nicht zu verlieren, ist dabei der essentielle Gedanke, welcher dieser Psalm im Vertrauen zu Gott ausdrückt und  „auch wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, gibt es immer Dinge, die uns Halt geben, wie zum Beispiel die Familie, Freunde, Glaube, Gemeinschaft und der zentrale Gedanke, nicht allein auf dieser Welt zu sein.“ Damit man alle Zuhörenden beim Gottesdienst auch eine Übersicht über alle gesungenen Lieder, Strophen und Refrains geben kann, hat sich die Technikgruppe darum gekümmert, eine PowerPoint, mit passendem Design zum Thema zu gestalten, die mit Hilfe eines Beamers auf eine Leinwand geworfen wurde.

So wurde die Möglichkeit gegeben, alle aktiv in den Gottesdienst durch gemeinsames Mitsingen mit einzubeziehen.
Die Gebetsgruppe, wie der Name schon verrät, war für das Schreiben und Gestalten der Gebete und Fürbitten zuständig.

Vortrag der Predigt

Durch gemeinsames Beten soll hier an die Menschen im Krieg, an die ukrainischen Kinder, die ihre Väter vermissen, an die Menschen, die um ihre Existenz bangen, an Schüler, die es nicht leicht in der Schule haben, an Menschen, deren Liebe zerbrochen ist und die nun trauern und mit Schmerzen zu kämpfen haben, an Kranke, Einsame und Arme, gedacht werden. Aber es soll nicht nur über Trauer, Schmerz, Wut und Furcht gesprochen, sondern auch Hoffnung geweckt werden. Hoffnung auf Frieden, Hoffnung auf Stärke, auf Kraft und Mut, diese Zeiten zu überstehen und Hoffnung auf einen Wegweiser, der einem Stabilität und Halt gibt und die richtige Richtung weist.

Mit der geleisteten Vorarbeit trafen sich die Schülerinnen und Schüler eine Woche später, am Dienstag, dem 12.07.2022, um gemeinsam den Gottesdienst durchzuproben, der noch am selbigen Tag um die Mittagszeit stattfand. Mit der Unterstützung von Frau Kasper, Herr Urmoneit (Pfarrer im Pfarrbereich Eisleben) und Herr Balkenohl wurde alles aufgebaut, aufgestellt und organisiert. Besucher des Schulgottesdienstes waren hauptsächlich Schülerinnen und Schüler aus allen Klassenstufen, die in dem evangelischen und katholischen Religionskurs unterrichtet werden. Aber auch die evangelische Kindertagesstätte „die Kirchenmäuse“ kamen, um den diesjährigen Gottesdienst zu besuchen. Um Punkt halb 12 wurde der Gottesdienst mit einem Instrumentalstück auf dem Klavier eingeleitet. Der nachfolgende Ablauf wurde durch jeweils eine oder mehrere Personen aus den Gruppen Gebet, Predigt, Kreativ und Musik gestaltet, die ihre ausgearbeiteten Texte, Gebete, Predigten und Lieder vortrugen. Im Hintergrund arbeitete die Technikgruppe daran, dass Liedtexte zur rechten Zeit auf der Leinwand erschienen. Der Wechsel zwischen singen, sprechen, lesen und beten ergab dabei eine gute und vielseitige Kombination. Wie in jedem Gottesdienst wurde auch in diesem eine Kollekte eingesammelt. Diese ging an den Kinderschutzbund MSH, also an das Mehrgenerationenhaus „Sternenschnuppe“ in Eisleben. Das instrumentale Ausgangsstück bildete das Nachspiel und ließ den Schulgottesdienst musikalisch ausklingen. Es setzte sich aus einem afrikanischen Stück zusammen, vorgetragen von zwei Schülerinnen im Duo auf der Alt- und Bassflöte.

Das Thema „Aus den Fugen geraten“ ist kein Thema, welches man binnen eines Tages lösen und abarbeiten kann. Jeden Tag sind wir neuen Herausforderungen und Aufgaben ausgesetzt, die es manchmal unmöglich machen, Ordnung und Stabilität in das Leben zu bringen. Besonders, wenn es um Dinge geht, die einen beschäftigen, nahe gehen oder sogar überfordern, scheint eine Lösung oft weit entfernt zu sein. Die einfachste davon setzt sich manchmal aus Ignoranz, Schweigen, Verdrängung und Unterdrückung zusammen, in der Hoffnung seine Gefühle zu verbergen, um sein Umfeld, seine Freunde und Familie nicht zu belasten. Doch ist dieser Weg wirklich der richtige? Selbst wenn man die Antwort auf diese Frage bereits gut kennt, bleibt das Wissen darum oft verborgen. Und gerade weil wir uns alle oft für den einfacheren und unkomplizierteren Weg entscheiden, ist es wichtig, verstärkt offen über solche Themen zu sprechen, um Aufmerksamkeit zu erregen, Nachdenken zu erzeugen und vielleicht auch dazu zu ermutigen nicht still zu bleiben.

Vielen Dank an .…

• Frau Kasper und Frau Schuster, die diesen Gottesdienst nach 2 Jahren wieder ins Leben gerufen haben,

• Herrn Urmoneit, der sowohl am Vorbereitungstag als auch am Tag des Gottesdienstes anwesend war, um beim Aufbauen und Organisieren zu helfen,

• Herrn Balkenohl, der die Musikgruppe geleitet, begleitet und den Gottesdienst musikalisch unterstützt hat

• alle, die sich die Zeit genommen haben, den Schulgottesdienst zu besuchen

Ein ganz besonders Dankeschön und Lob gilt jedoch den Religionsschülern, die diesen Gottesdienst kreativ gestaltet und ihre Gedanken und Ideen umgesetzt haben.

Isabelle Paschek, September 2022